Instrumentenmacher

Autor: Inge Keil

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Die Herstellung mathematischer, physikalischer und astronomischer Instrumente gehörte vom 16. bis 19. Jahrhundert zu den bedeutenden Augsburger Handwerkszweigen. Veit Bild konstruierte um 1500 Sonnenuhren. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Taschen- und Reise-Sonnenuhren aus Metall (Äquatorialuhren), versehen mit Kompass, oft mit Lotwaage, begehrte Exportartikel, waren sie doch bis Anfang des 19. Jahrhunderts auch zur Korrektur der Uhren nötig. Ihre Herstellung war eine sogenannte freie Kunst; man findet Uhrmacher und andere Handwerker, aber auch sogenannte ’Dilettanten’ unter den Kompassmachern. Die bedeutendsten unter ihnen waren die Brüder Klieber, die auch Sphären und Globen bauten, sowie Georg Zorn (1564 – um 1632), Angehörige der Familie Buschmann, Johann Martin und sein Stiefbruder Johann Willebrand, beide aus Frankfurt, Nikolaus (III) Rugendas und Andreas Vogler (1730-1800); Hans Georg Hertel (1626 – um 1699) zog bereits 1650 nach Wolfenbüttel. Unter allen ragte im 16. Jahrhundert Christoph Schißler heraus, der auch andere Geräte baute. Daneben war Augsburg seit Mitte des 16. Jahrhunderts durch seine uhrwerkangetriebenen Automaten, darunter Himmelsgloben und Ringkugeln (Armillarsphären), berühmt (Georg Roll). Kurz nach Erfindung des Fernrohrs Anfang des 17. Jahrhunderts errichtete Johann Wiesel eine der ersten optischen Werkstätten Europas. Der Patrizier Johann (VII) Koch von Gailenbach baute aus Liebhaberei Fernrohre u. a. Geräte. Nach Wiesels Tod 1662 trat der Bau von Mikroskopen in den Vordergrund (Depiere, Cuno). Auch die Brüder Treffler bauten astronomische Instrumente. Der Silberdrechsler Jacob Langenbucher (1649-1712), stellte Erd- und Himmelsgloben her, ebenso Matthäus (III) Seutter. Georg Friedrich Brander erreichte in Optik und Mechanik nochmals eine Spitzenstellung in Europa. Zu seiner Zeit, besonders in seinem Freundeskreis, war der Bau von wissenschaftlichen Instrumenten auch eine beliebte Freizeitbeschäftigung, der z. B. die Juristen C. H. Weng (1710-1771) und J. L. Tauber (1724-1777) oder der evangelische Pfarrer Johann Christoph Thenn, ein Schwager Branders, nachgingen. Jacob Langenbucher d. J. (1738-1791) wandte sich den Elektrisiermaschinen zu und veröffentlichte 1780 eine Beschreibung derselben, 1788 eine ’Practische Electricitätslehre’. Mit Branders Nachfolger Christoph Caspar Höschel, dem Kompassmacher J. N. Schrettegger (um 1764-1843) und dem Optiker Anton Schwaiger (1791-1876), der der Universität Würzburg ein großes Fernrohr lieferte, klang die handwerkliche Produktion in Augsburg aus.

Literatur:

Paul von Stetten, Kunst-, Gewerb- und Handwerksgeschichte der Reichs-Stadt Augsburg 1, 1779, 163-182, 2, 1788, 57-62

Franz Herre, Das Augsburger Bürgertum im Zeitalter der Aufklärung, 1951, 139-144

Maximilian Bobinger, Alt-Augsburger Kompaßmacher, 1966

Welt im Umbruch 2, 1981, 55-57, 433-466.