Lachner

Musikerfamilie

Autoren: Prof. Dr. Friedhelm Brusniak, Günther Grünsteudel

Stand/Quelle/Datum: 20.6.2013

  • Von den zahlreichen Kindern des Kleinuhrmachers und Stadtpfarrorganisten in Rain am Lech Anton Lachner (1756-1820) wurden nicht weniger als sechs (vier Söhne und zwei Töchter) Musiker. Sie alle erhielten ihren ersten Musikunterricht vom Vater.
  • 1) Maria Anna Thekla, * 22.9.1801 Rain/Lech, † 24.5.1869 Augsburg, Organistin. Ausschließlich Schü­lerin ihres Vater. Kam 1819 nach Augsburg, wo sie nach Probespiel ’wirkliche Organistin’ an St. Georg wurde. Heiratete 1822 den Chorregenten an St. Georg Christoph Moritz Rittler († 1825) und 1828 den Privatlehrer und Chorregenten Karl Wurst (1801-1852); elf Kinder. Zahlreiche Klavier- und Orgelschüler. Ihre Qualifikation an der Orgel wurde hoch gelobt. Wie lange sie ihr Amt versah, ist nicht bekannt (letzter Nachweis 1840).
  • 2) Ignaz, * 17.9.1807 Rain/Lech, † 25.2.1895 Hannover, Dirigent, Komponist. 1819-1823 Gymnasium bei St. Anna; während dieser Zeit Violin- bzw. Klavierunterricht bei Karl Neugebauer (Violine) und Johann Michael Keller (Klavier) sowie Unterricht im Tonsatz bei Carl Bonaventura Witzka. Ab 1823 Geiger am Isartortheater in München; dort auch Studien bei dem Violinvirtuosen Bernhard Molique. Ab August 1826 in Wien bei seinem Bruder, dem späteren Münchner Hofkapellmeister Franz Lachner (1803-1890), der ihm Unterricht in Musiktheorie und Orgelspiel erteilte und ihn in den Kreis um Franz Schubert einführte; 1827 Bratschist, 1829 Vize- und 1830 Erster Kapellmeister an der Hofoper. 1831 Hofmusikdirektor in Stuttgart, wo viele seiner Kompositionen (Opern, Ballette, Melodramen etc.) ihre Erstaufführungen erlebten. 1842 in gleicher Funktion Wechsel an die Münchener Hofoper. Heiratete am 4.4.1842 im Augsburger Dom Franziska Waldhör (1818-1884). 1853 Erster Kapellmeister in Hamburg, 1858-1861 Hofkapellmeister in Stockholm, danach 14 Jahre städtischer Kapellmeister in Frankfurt/Main. Lebensabend bei seinem Sohn Karl in Hannover.
  • 3) Vinzenz, * 19.7.1811 Rain/Lech, † 22.1.1893 Karlsruhe, Dirigent, Komponist. 1823-1827 Gymnasium bei St. Anna; schlug sich in der Folge mit Musikstunden und als Chorsänger durch. 1829 Hofmeister beim Grafen Mycielski in Lissa (Posen) auf Vermittlung seines Bruders Franz, der ihn 1831 nach Wien holte und ihm den Posten des Vizekapellmeisters an der Hofoper verschaffte. Ab 1836, wieder auf Vermittlung des Bruders, Hofkapellmeister in Mannheim; Dirigent der ’Musikalischen Akademien’, des Musikvereins, Mitbegründer der Mannheimer Liedertafel, für die er monumentale Chorwerke schuf. Sein umfangreiches Oeuvre (Vokal- und Instrumentalwerke, Bühnen- und Kammermusik) ist dem klassisch-romantischen Stil verpflichtet. Gab 1873 wegen seiner Ablehnung der ’Neudeutschen Schule’ und des zunehmenden ’Wagner-Kults’ die Kapellmeisterstelle auf. Umzug nach Karlsruhe, dort zunächst Privatmusiklehrer, dann sieben Jahre Dozent am Konservatorium. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen Max Bruch und Hermann Levi.

Literatur:

Harald Müller, Studien zu Leben und Werk Ignaz Lachners, 1977

Franz Krautwurst / Wolfgang Zorn, Bibliographie des Schrifttums zur Musikgeschichte der Stadt Augsburg, 1989

Harald Johannes Mann, Die Musikerfamilie Lachner und die Stadt Rain, 1989

Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil 10, 22003, 980-984

Franz Lachner und seine Brüder, 2006.