Bettler

Autor: Peter Lengle

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Personen, die sich von anderen Mittel für ihre Versorgung erbitten mussten, gab es in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten in großer Anzahl. Neben der freiwilligen, religiös motivierten Armut zwang der Verlust der ländlichen Existenzgrundlage durch Missernten etc. viele Menschen dazu, ihren Unterhalt durch Bettelei zu suchen. Daneben scheint es auch immer eine Anzahl von professionellen Almosenerschleichern gegeben zu haben. Die Bettelei wurde trotz des christlichen Nächstenliebegebots als etwas Verworfenes betrachtet, allerdings wohl auch aus der Furcht heraus, selbst in eine solche Notlage zu geraten. Üblich waren Bettelaktionen von Siechen und Aussätzigen, die keine andere Erwerbsmöglichkeit hatten. In Augsburg versuchte man, durch die organisierte Armenpflege den städtischen Bettlern das Leben zu erleichtern. Die auswärtigen Bettler dagegen wurden mit rigiden Maßnahmen bekämpft. Im 15. Jahrhundert führte der Rat für ihren Aufenthalt eine Dreitagesfrist ein. 1541 wurde ihnen der Aufenthalt in der Stadt generell verboten, weder Bürger noch Wirte durften fremden Bettlern Unterkunft gewähren. Solche, die sich eingeschlichen hatten, wurden von den Gassenknechten ergriffen und aus der Stadt gejagt, was zum Teil den Unmut der Bürger hervorrief. Oberhausen scheint Bettlern, die untertags in Augsburg bettelten, als Unterkunft gedient zu haben. Solch rigiden Maßnahmen seitens der Stadt konnte letztlich erst im 19. Jahrhundert durch eine Verbesserung der Verdienstmöglichkeiten (Industrialisierung) abgeholfen werden.

Literatur:

Claus Peter Clasen, Armenfürsorge in Augsburg vor dem Dreißigjährigen Krieg, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 78 (1984), 65-115

Wolfgang Wüst, Bettler und Vaganten als Herausforderung für die Staatsraison im Hochstift und der Reichsstadt Augsburg, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 21 (1987), 240-279.