Illuminaten

Autor: Dr. Peter Stoll

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Der 1776 von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründete Geheimbund verfolgte in aufklärerischer Geisteshaltung weitreichende staats- und bildungspolitische Zielsetzungen. Innerhalb kurzer Zeit konnte er eine beachtliche Anzahl von Angehörigen der gesellschaftlichen Elite für sich gewinnen und sein Tätigkeitsfeld über Deutschland hinaus ausdehnen. Nach der von Adolf von Knigge entworfenen Ordensgeographie war Nicomedia (Deckname für Augsburg) Sitz des Direktoriums der Präfektur Istrien, die der Provinz Pannonien (Schwäbischer Kreis) angehörte. Inwieweit Knigges Plan der Realität entsprach, ist allerdings unklar, so dass nicht geschlossen werden kann, dass die Illuminaten an allen von ihm genannten Orten auch institutionell verankert waren. Den erhaltenen Berichten des für Schwaben zuständigen Provinzials Friedrich von Schröckenstein zufolge hielten sich die Erfolge der Illuminaten in diesem Gebiet eher in Grenzen. Über die Illuminaten in Augsburg ist bislang wenig Konkretes bekannt. Möglicherweise unterhielt die in den 1780er Jahren bestehende Loge ’zum halben Mond’ (Freimaurer) Beziehungen zu den Illuminaten. 1787, zwei Jahre, nachdem der bayerische Kurfürst den Orden verboten und sich dieser bereits weitgehend aufgelöst hatte, sorgte eine anonyme Schmähschrift in Augsburg für Aufsehen, die angebliche Ordensbrüder von der Loge zu Nicomedia bzw. ihnen Nahestehende aufzählte (durchweg Männer in gehobener Position, darunter auch Geistliche) und diese des Atheismus und Materialismus bezichtigte. Der Ursprung der Schrift kann in streng katholischen Kreisen der Stadt vermutet werden bzw. bei den Ex-Jesuiten von St. Salvator. Letztlich geklärt wurde der Fall nie, und auch nicht, inwieweit die Behauptungen tatsächlich zutrafen. Als die bayerische Regierung 1819 mit Joseph Maria von Fraunberg einen ehemaligen Illuminaten zum Bischof von Augsburg ernannte (unter Max I. Joseph wurden mehrere frühere Illuminaten rehabilitiert), stieß dies beim Heililgen Stuhl auf Widerstand, so dass Fraunberg erst 1821 geweiht wurde.

Literatur:

Einige Originalschriften des Illuminatenordens [...], [1787], 393 f.

Adolf Buff, Ein Augsburger Illuminatenprozess 1787, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 6 (1879), 70-82

Richard van Dülmen, Der Geheimbund der Illuminaten, 1975

Ludwig Hammermayer, Illuminaten in Bayern, 1980, 146-173.