Räterepublik

Autor: Dr. Gerhard Hetzer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Versuch der Errichtung eines auf plebiszitären Elementen beruhenden sozialistischen Regierungssystems (direkte Volksdemokratie) auf Grundlage der in der November-Revolution 1918 entstandenen Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte. Vorbilder der Räterepublik in Bayern, die im Konflikt mit der parlamentarischen Landesregierung des Ministerpräsidenten Hoffmann (SPD) vorbereitet wurde, waren z. T. das Herrschaftssystem der Sowjets in Russland, z. T. die ungarische Räterepublik. Am 4.4.1919 erhob eine Massenversammlung im Ludwigsbau die Forderung, die Räterepublik auszurufen. Die seit 7.4.1919 in München amtierende Räteregierung konnte sich nur in Teilen Südbayerns vorübergehend durchsetzen; in Augsburg Absetzung von Bürgermeister und Magistrat und Aufstellung von Kontroll- und Verstaatlichungsausschüssen in Verwaltungen und Betrieben. SPD und freie Gewerkschaften unterstützten die Maßnahmen zumeist nur halbherzig. Nach Transport- und Postsperre durch die nach Bamberg ausgewichene Regierung Hoffmann kam es durch dortige Verhandlungen Augsburger Delegationen ab dem 13.4.1919 zur Abwendung vom zunehmend kommunistischen Kurs des Zentralrats in München. Dennoch führte der Einmarsch der auf München vorrückenden ’weißen’ Truppen in Augsburg (20.-22.4.1919) zu heftigen Kämpfen. In Schwaben brach die Räteherrschaft vor allem durch die Ablehnung der Landbevölkerung und den Widerstand im öffentlichen Dienst rasch zusammen. Eine Reihe von Räteaktivisten wurde verhaftet und abgeurteilt. Führende Köpfe in Augsburg: H. Frank (erschossen am 20.4.1919), K. Hörath, K. Marx, Ernst Niekisch, W. Olschewski und F. Rothenfelder.

Literatur:

Gerhard Hetzer, Die Industriestadt Augsburg, in: Bayern in der NS-Zeit 3, 1981, 46-48

Ders., Von der Reichsgründung bis zum Ende der Weimarer Republik, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 582 f.