Rhegius

Urbanus (Regius, eig. Rieger), * Mai 1489 Langenargen/Bodensee, † 27.5.1541 Celle, Theologe, Reformator

Autor: Günther Grünsteudel

Stand/Quelle/Datum: 2.1.2012

  • Besuchte die Lateinschule in Lindau, ehe er sich 1508 an der Universität Freiburg immatrikulierte, wo er 1510 den Grad des Baccalaureus erwarb. 1512 folgte er seinem Freiburger Lehrer Johannes Eck an die Universität Ingolstadt (1516 dort Magister Artium). Wurde 1517 von Kaiser Maximilians I. zum 'poeta laureatus' erhoben. 1519 Priesterweihe in Konstanz, anschließend kurzes Studium in Tübingen. 1520 Dr. theol. in Basel. Ab 21.11.1520 Domprediger in Augsburg; hatte als solcher die Bannandrohungsbulle 'Exsurge domine' gegen Luther zu verkünden. Zweifel an deren Rechtmäßigkeit und ablasskritische Äußerungen brachten ihn in Gegensatz zum Domkapitel, weshalb er im November 1521 resignierte und die Stadt verließ. 1522 Prädikatur an der Heiltumskapelle in Hall (Tirol), die er jedoch wegen reformatorischer Tendenzen Ende 1523 auf Druck der politischen und geistlichen Obrigkeit aufgeben musste. Kehrte nach Augsburg zurück und predigte ab August 1524 im Auftrag des Rates ohne feste Anstellung in St. Anna und St. Moritz. Heiratete 1525 die Augsburger Bürgertochter Anna Weißbrucker (12 Kinder). Bezog im Abendmahlsstreit eine Mittelposition zwischen Luther und Zwingli. Versuchte, den Einfluss der Zwinglianer in Augsburg zurückzudrängen und die konfessionellen Streitigkeiten auszugleichen. War 1530 beteiligt an der Ausarbeitung des Augsburger Bekenntnisses, verließ aber im September 1530 nach dem Verbot protestantischer Predigten durch Karl V. die Stadt und trat in die Dienste des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg. Seit Ende 1530 Pfarrer in Celle, ab 1531 Superintendent. Verfasste für Lüneburg (1531/32) und Hannover (1536) reformatorische Kirchenordnungen, nahm aber auch Einfluss auf den Prozess der Reformation in anderen norddeutschen Städten und Regionen.

Literatur:

Maximilian Liebmann, Urbanus Rhegius und die Anfänge der Reformation, 1980

Contemporaries of Erasmus 3, 1987, 151-153

Maximilian Liebmann, Der schwäbische Reformator Urbanus Rhegius zwischen Augsburg und Tirol, in: Schwaben - Tirol 2, 1989, 147-155

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 8, 1994, 122-134

Hellmut Zschoch, Reformatorische Existenz und konfessionelle Identität : Urbanus Rhegius als evangelischer Theologe in den Jahren 1520 bis 1530, 1995

Scott Hendrix, Die Bedeutung des Urbanus Rhegius für die Ausbreitung der Wittenberger Reformation, in: Humanismus und Wittenberger Reformation, 1996, 53-72

Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München 1, 1998, 341

Helene Burger / Hermann Erhard / Hans Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben, 2001, 168 f.

Walter König, Der Reformator Urbanus Rhegius, 2006.