Sander

Unternehmer- und Stifterfamilie

Autor: Günther Grünsteudel

Stand/Quelle/Datum: 14.9.2009

  • 1) Ludwig, * 3.7.1790 Kreuznach, † 26.10.1877 Augsburg. Sohn des badischen Amtmanns August Sander und dessen Frau Henriette Sophie, geb. Lotzbeck. Kam vor 1812 nach Augsburg, wo er zunächst in mehreren Bankhäusern hospitierte. Übernahm 1813 die Leitung der 'Lotzbeck'schen Tobac-Fabrique', die sein Onkel Carl Ludwig von Lotzbeck 1812 in der ehemaligen Schülesche Kattunfabrik als Zweigniederlassung seiner 'Schnupftabakfabrik Lahr/Baden' eingerichtet hatte. Wurde Teilhaber seines Onkels und heiratete 1815 dessen Tochter Henriette (1799-1835; zwei Söhne, vier Töchter). Führte nach Vereinigung der Tabakfabriken in Lahr und Augsburg 1820 das Werk Augsburg (’Lotzbeck & Cie.’), das im gleichen Jahr einen Neubau auf dem Gelände des heutigen Stadtmarkts erhielt, bis zu seinem Tod, ab 1841 unterstützt von seinem Sohn 2). Die Fabrik entwickelte sich zum bedeutendsten Unternehmen der Branche in Bayern, das jährlich 5000 Zentner Rohtabak verarbeitete. Gründete 1840 zusammen mit Gaspard Dollfus (1812-1889) eine Maschinenfabrik zur Produktion von Antriebsanlagen für die Textilindustrie, die er nach dessen Ausscheiden 1844 an Carl August Reichenbach verpachtete, der sie 1855 erwarb (MAN). Sander war als Finanzier maßgeblich an der Gründung der Augsburger Kammgarn-Spinnerei und der Baumwollspinnerei am Stadtbach. 1848 St.-Michaels-Orden I. Klasse und Nominierung für das von König Maximilian II neu geschaffene Handelsministerium. Dotierte nach dem Tod seines Sohnes 2), die ’Theodor Sander’sche Wohltätigkeitsstiftung’ zur Unterstützung Hilfsbedürftiger mit Heimatrecht in Augsburg (3/4 Protestanten, 1/4 Katholiken) mit einem Kapital von 100.000 Gulden. 1880 errichteten seine Töchter Frida (1819-1902) und Emilie (1821-1895) die Sandersche Stiftung.
  • 2) Karl Theodor, * 18.12.1816 Augsburg, † 10.5.1876 Augsburg. Sohn von 1). Besuch von Gymnasien in Augsburg (Gymnasium bei St. Anna) und Straßburg, Studium an der Polytechnischen Schule in Berlin. 1841 Teilhaber der Lotzbeck'schen Tabakfabriken. 19 Jahre lang Mitglied des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten, 1866-1876 dessen Vorstand. Beisitzer beim Handelsgericht. 1851 mit seinem Vater beteiligt an der Gründung der Baumwollspinnerei am Stadtbach.
  • Sanderstraße (Wolfram- und Herrenbachviertel, Amtlicher Stadtplan L 9/10).

Literatur:

Anton Werner, Die örtlichen Stiftungen für die Zwecke des Unterrichts und der Wohltätigkeit in der Stadt Augsburg, 1899

Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens 1648-1870, 1961

Ders. / Leonhard Hillenbrand, Sechs Jahrhunderte schwäbische Wirtschaft, 1969

Hans-Jürgen Wolf, Geschichte der graphischen Verfahren, 1990, 600 f.

Ders., Geschichte der Druckverfahren, 1992, 395, 399

Neue deutsche Biographie 22, 2005, 421 f.

Ludwig Sander